Information über das

"Lebende Weidenhaus"

 
 

Projektgruppe

Naturbauten

 

In vielen Gemeinden fehlt es heutzutage an natürlichen schattigen Rückzugsmöglichkeiten, Verstecken und Spielräumen für Kinder in der freien Natur. Üppig bewachsene Feldränder, alte Hecken, unbeeinflusste lauschige Kleinstbiotope sind selten geworden und müssen durch gezielte Maßnahmen wiederhergestellt und ersetzt werden:

Das lebende Weidenhaus auf dem EXPO-Gelände der „Naturnahen Abwasserbehandlung in Lahstedt“ ist hier beispielhaft.

Unser Weidenhaus auf dem zentralen Platz des EXPO-Geländes

Das Weidenhaus als Baustelle für Kinder und Jugendliche

Das lebende Haus verändert sich durch eigenes Wachstum, partielles Absterben, Verwitterung und Fremdeinflüsse, denn Kinder dürfen hier auch ein bisschen „randalieren“. Die austreibenden Äste dürfen als Stock benutzt oder weiter verflochten werden, so dass jedes Kind seine eigene Bude bauen kann oder auch nur seinen eigenen versteckten „Lieblingsplatz“ finden kann.
Das Weidenhaus, in dem sich noch eine zentrale 6-eckige, Regenschutz bietende Holzhütte befindet, bleibt also für immer eine interessante Baustelle, die nie „fertig“ werden soll! Denn für Kinder gibt es kaum etwas Interessanteres als Baustellen - leider dürfen sie kaum eine betreten! Deswegen wurde das Schild aufgestellt:

 
 
 

Wie ein Weidenhaus gebaut wird - und warum es so stabil werden wird:

Das Weidenhaus wurde vom Bauhof der Gemeinde und der Projektgruppe Naturbauten, die damals noch Projektgruppe "Bauen mit Stecklingen" hieß am 16. Februar 1999 in ca. 6 h Arbeitszeit mithife eines kleinen Baggers gebaut.

Die Weidenruten wurden gebündelt und mit Sisalband fest zusammengebunden. Die Schnittflächen der Ruten legten wir dabei nach außen, so dass man das Bündel mit beiden Enden in den Boden (mit dem Bagger ausgehobene Erdlöcher) pflanzen kann. Wir pflanzten sozusagen riesige „Bogenstecklinge“ (siehe nachfolgendes Bild).


Typisches Weidenbündel über 2 dafür vorgesehene Erdlöcher (ca. 1997)
Quelle: privates Foto von Heiko Gramß

Anschließend wurden die bis zu 12m langen „Bogenstecklinge“ am Bau gebogen und miteinder verflochten.
Danach wurden einzelne Ruten in die Erde gepflanzt und an den vorhandenen Bündeln mit Sisalband befestigt. Die Rutenbündel wurden gelegentlich gegossen und wuchsen an.


 Quelle: http://www.visionlife.de  (Konstantin Kirsch)

Das obige Bild zeigt die Verwachsung (echte Xylemleitbündelverbindung) von Stecklingen, mit denen ein Zaun gebaut wurde.
Im Frühjahr treiben die Äste junge Knospen und junge Schößlinge. Falls man das Weidenhaus noch dichter und lauschiger haben möchte, kann man diese dann oder in späteren Jahren miteinander verflechten oder mit verwitterndem Sisalband zusammenbinden.

Das lebende Weidenhaus als kleines Biotop

Seltene Tier- und Pflanzenarten finden sich hier durch die außergewöhnliche und schutzbietende Astkonstruktion und den Wildwuchs rings um das Weidenhaus ein.
Eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt ist Anziehungspunkt und naturechte Attraktion - nicht zuletzt auch für Kinder !
Im Totholz, das in den nächsten 250 Jahren zunehmend anfallen wird, und das bei jedem Weidenhaus dazugehört, siedeln sich Insekten und Kleinstlebewesen an, die wiederum Nahrung für Vögel u.a. Tiere sind. Die Reduktion an Totholzmasse durch die moderne Forstwirtschaft in den letzten Jahrzehnten ist eine der grundlegenden Ursachen für die Abnahme der Artenvielfalt in unserer Natur !